2019: Leverkusener Denkmäler zum Thema "Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur"

Nachfolgende Leverkusener Denkmäler wurden 2019 zum Thema "Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur" vorgestellt.

(Alle historischen Fotos: KulturStadtLev-Stadtarchiv; aktuelle Fotos: OGV / Willy Borgfeldt)

- Denkmäler im Rahmen der Stadttouren -

Kath. Kirche Albertus Magnus - Schlebusch

Lortzingstr. 1

1958/59

Nach dem Bau der Waldsiedlung in den 1930er Jahren bestand ab den späten 1940er Jahren die Notwendigkeit für eine eigene kath. Pfarrkirche. Zunächst entstand 1950 eine Notkirche, die nach dem späteren Kirchenbau zum Pfarrsaal umgestaltet wurde. Diese neue Kirche unterstreicht symbolisch und städtebaulich den eigenständigen Charakter der Waldsiedlung und verleiht ihr ein Zentrum.

Das vom Architekten Josef Lehmbrock geplante Sichtbetongebäude auf ovalem Grundriss erweitert sich an der dessen Nordseite sich zu einer trapezförmigen Kapelle mit anschließender Sakristei. Der stützenfreie Zentralraum hat als Dach einen durchgehenden geraden Firstsattel, ist aber zu den Seiten tonnenförmig abgeschleppt, so dass es sich im Schnitt in der Aufsicht parabelförmig darstellt. Der höchste Punkt ist an den Stirnseiten (Eingang und Chor), der niedrigste an den Schnittpunkten der Seiten. Zwischen den verwendeten Pendelstützen sind durchgängig hohe Glasfelder mit schräggestelltem Betonriemen eingefügt, die eine indirekte Lichtführung bewirken und in der Seitenansicht die Flächen auflockern. Der freistehende Kirchturm errichtet wurde 1961.

Freiherr vom Stein Gymnasium - Schlebusch

Morsbroicher Straße 73-77

1966 - 71

Die Freiherr-vom-Stein-Schule in Leverkusen wurde 1966/67, die Ergänzungsbauten 1971, vom Leverkusener Architekten Jochen Heuser für die Stadt Leverkusen als Bauherr ausgeführt.

Die Schule sollte nach den Worten des Architekten durch die Gestaltung der Räume einen unverkennbaren Charakter ausstrahlen und in ihrer äußeren Erscheinung fortschrittlich modernes Bauen dokumentieren. Daher wich das hier entwickelte Konzept von den bisher ausgeführten Schulbauten ab. Statt des üblichen starren Flursystems sollten durch Zusammenfassung von Klassengruppen und Verwaltungsräumen klare funktionelle Beziehungen untereinander geschaffen werden. Dies ergab im Entwurf eine Zuordnung von kubischen Baukörpern ähnlich einem Cluster, die um ein Atrium angeordnet sind. Dieses Atrium diente hier als Verkehrsknoten zur Erschließung der an den Ecken liegenden Raumgruppen. So entstanden nun getrennte, abschließbare Hallen und stark gegliederte Einzelbaukörper, die zusammen mit dem zweigeschossig umbauten Atrium eine interessant aufgelockerte und doch wieder zusammenhängende Baugruppe ergaben.

Ehem. Feuerwache - Wiesdorf

Moskauer Str. 3

1910

Nachdem im August 1900 die erste Generalversammlung der „Freiwilligen Feuerwehr zu Wiesdorf“ tagte, wurde die Feuerwehr immer professioneller ausgestattet. Nach der Anschaffung einheitlicher Kleidung mit Helmen und einer noch moderneren Spritze als bisher wurde 1910 das Gebäude in der Moskauer Straße als Gerätehaus mit Steigerturm gebaut. Der Turm diente dem Aufbewahren und Trocknen der Schläuche sowie als Fassade für Rettungsübungen. Ein erster Umbau erfolgte 1930 mit der Neunutzung und treppenmässigen Erschließung des Dachraumes

Bei der Feuerwache handelt es sich um einen eingeschossigen, verputzten Ziegelsteinbau mit Satteldach in drei Achsen. Angebaut sind südlich ein fünfgeschossiger Turm, ebenfalls mit Satteldach und ein die Geschossigkeit und Dachneigung des Haupthauses aufnehmendes Treppenhaus. Umlaufend hat das Gebäude einen Ziegelsteinsockel in halber Höhe des Erdgeschosses. Die Fenster und Türen sind mit scheitrechten Bögen, die Tore mit Korbbögen in sichtbarem Ziegel gestaltet. Beide Dachseiten besitzen heute drei Schlepp- anstelle der ursprünglichen Fledermausgauben.

Christus-König Kirche - Küppersteg

Windthorststr. 67

1928

In prägnanter städtebaulicher Lage wurde die Kirche vom Architekten Dominikus Böhm erbaut. Der schlichte, unverputzte Ziegelbau besteht aus zwei Hauptbaukörpern: Das Langhaus mit seinem flach geneigten Satteldach wird zur Straßenseite durch eine imposante und mehrfach gestufte Rundbogennische mit dem Haupteingang betont. Dieses erinnert an ein romanisches Gewändeportal und ist das äußere Hauptausstattungsmerkmal der Kirche. Ziegelfehlbrände und Ornamente wie Streifen und Bögen in Kombination mit den schmalen, hohen Rundbogenfenstern gliedern die Langhausfassade. Der imposante Turm war viele Jahre unvollendet und wurde erst 1957 durch Gottfried Böhm nach Entwürfen seines Vaters in voller Höhe ausgebaut. Nicht freistehend, aber architektonisch ähnlich einem Campanile besitzt er als einzige Wandöffnungen Schallluken für die Glocken. Sein Flachdach besitzt eine Turmbekrönung von Sepp Hürten von 1961. 1985 wurde die Kirche als einziger Bau Dominikus Böhms in Leverkusen unter Denkmalschutz gestellt.

St. Stephanus-Grundschule - Hitdorf

Lohrstraße 85

1927

Nachdem die Hitdorfer Volksschule von 1843 zu klein und ihr baupolizeilicher und hygienischer Zustand nicht mehr vertretbar waren, entschied sich nach fast zwanzigjähriger Diskussionsphase der Stadtrat 1925 für einen Neubau. Nach nur zwölfmonatiger Bauzeit wurde das neue Gebäude im Oktober 1927 eingeweiht. Ferdinand Crone aus Monheim war sein Architekt. Das Bauunternehmen Heinrich Rotterdam führte die Arbeiten aus. An das zunächst sechs Klassenräume zählende und 1938 um zwei Klassen erweiterte Gebäude setzte der Architekt winkelförmig die Turnhalle an. Die im expressionistischen Stil errichtete Schule besticht durch ihre Fassadenornamentik mit Oldenburger Klinkern und weißem Fugennetz über einem Basaltsockel. Als interessantes und in Leverkusen einzigartiges Baudetail ziert die Straßenseite der Turnhalle das Felsingsche Turnerkreuz. Das Treppenhaus mit Brunnen und Glasfenstern des Neussers Severin Wasen sind in ihrer ursprünglichen Form erhalten. 1982 erhielt die Schule den Namen „St. Stephanus-Schule“.

Feuerwache - Bürrig

Im Steinfeld 43

1928

Die Katholische Volksschule Bürrig wurde im Mai 1927 eingeweiht. Als bauliche Ergänzung ließ die Stadt Wiesdorf ein Feuerwehrgerätehaus als südlichen Anbau an diese und eine Turnhalle an der Stelle der heutigen Mensa errichten. Im Erdgeschoss der Feuerwache befand sich die dreiständige Wagenhalle mit Geräteraum. Hieran angrenzend dienten Einzelkabinen mit Wannenbädern der Reinigung der Feuerwehrleute nach ihrem Einsatz. Im Obergeschoss waren die Mannschaftsräume und eine Dienstwohnung für den Schulhausmeister untergebracht.

Der Architekt Wilhelm Fähler errichtete das Gebäude im späten Internationalen Stil. Für die Fassade wählte er eine Klinkerverblendung. Der quadratische Schlauchturm, später mit einer Uhr versehen, und seine Betonplattformen sind die markantesten Gestaltungsmerkmale des Gebäudes. Ursprünglich mit Geländern versehen dienten die Balkone den Wehrleuten für Anleiterübungen. In Bezug auf die Materialwahl und die Gestaltung des Baukörpers besitzt die Feuerwache Bürrig für Leverkusen Seltenheitswert.

- Denkmäler im Rahmen der Ausstellung -

Forum - Wiesdorf

Am Büchelter Hof 9

1965 - 69

Der Kulturbau Forum in Leverkusen wurde 1965-69 vom Architekten Ulrich S. von Altenstadt für die Stadt Leverkusen als Bauherr ausgeführt.

Das auf einer dreieckigen Rasterstruktur konzipierte Gebäude ist aus mehreren ineinander übergehenden Baukörpern konzipiert. Diese gruppieren sich in lockerer Anordnung auf nördlicher und östlicher Seite um einen Vorplatz, der sich Richtung Süden zur Innenstadt Wiesdorfs öffnet.

Die äußere Formgebung des Baudenkmals Forum ist geprägt durch die sechseckförmigen verschieden großen Kubaturen, die zu einem Baukörper verschmelzen. Der Baukörper erhielt durch Fensterbänder und Verkleidungen eine stark horizontal wirkende Unterteilung, mit der einige vertikale Elemente kontrastieren. Als Materialien wurden außen im Wesentlichen Schiefer für die Wandflächen, Aluminium-Profile als verkleidete Dachkante sowie Beton für die Brüstung und Pflasterung verwendet.

In ihrer Ausformulierung kommt die Architektur des Leverkusener Forums der Strömung des "Strukturalismus" der sechziger und siebziger Jahre am nächsten.

Städt. Berufsschulen - Manfort

Bismarckstr. 207 – 211

1956 - 66

Das erste Berufsschulzentrum in Nordrhein-Westfalen bot mehr als 3.000 Schülerinnen und Schülern modern ausgestattete Räumlichkeiten. Seit 1951 war die 1908 als „Fortbildungsschule der Gemeinde Wiesdorf“ gegründete Berufsschule in drei selbstständige Schulen unterteilt.

Der Siegerentwurf des bundesweiten Wettbewerbes sah drei winkelförmige Gebäude im Stil der Klassischen Moderne mit umgebenden Grünflächen vor. Errichtet wurden die Schulgebäude in der Reihenfolge ihrer Dringlichkeit: Die Kaufmännische Schule (207), die Gewerbliche Schule (211) und zuletzt die Hauswirtschaftsschule (209). Trotz ihrer großen Bauvolumina wirken die Gebäude durch ihre Farbigkeit und die Stahlbetonskelettbauweise mit ihren großzügigen Glasflächen filigran. Vom Gesamtentwurf wurden aus Geldmangel jedoch nur die Hauptgebäude errichtet. Auf die verbindenden Zwischentrakte wie Aula, Bibliothek und Turnhalle wurde verzichtet.

Gewonnen hatte den Wettbewerb der Bonner Architekt Hans Schumacher, der nach dem Zweiten Weltkrieg überwiegend Schul- und Hochschulgebäude im Kölner Raum entwarf.

Ehem. Carl-Duisberg-Gymnasium - Wiesdorf

Am Stadtpark 23

1927 - 29

Die ehemalige Carl-Duisberg-Schule wurde als Realgymnasium im Stil des „Neuen Bauens“ errichtet. Wie bei Fählers gleichzeitig entstandenem Feuerwehrgerätehaus in Bürrig zeigt sich bei der Architektur des Gymnasiums deutlich die stilistische Nähe zum Hilversumer Stadtbaumeister W. Dudok, dessen Markenzeichen die Verwendung von Sichtziegelstein für massiv wirkende, meist kubisch gestaffelte Baukörper war. Östlich und im rechten Winkel wurden an den Treppenturm der schon 1923 errichteten Mittelschule zwei aus dunkelroten Ziegel gestaltete, flach gedeckte Flügel angefügt, die zusammen einen Winkel bilden, der den inneren Schulhof rahmt. Zur Straße am Stadtpark bzw. zu einem zweiten Schulhof zwischen Mittelschule und Gymnasium weisen die fast ganz geschlossenen Fassaden, deren kleine querrechteckige Fenster zur Belichtung der Flure der einhüftigen Klassentrakte dienen. Die pointiert eingesetzten kleinen Austritte kurz unterhalb der Dachlinie gliedern die enorme Mauermasse und dienten zugleich einem funktionalen Zweck, indem von hier aus das aufsichtsführende Lehrpersonal den Schulhof gut im Blick hatte. Die großzügig belichteten Klassenzimmer sind dagegen zum inneren Schulhof ausgerichtet.

Kleinhaussiedlung Heidehöhe - Manfort

Heidehöhe 1 – 80

1918 - 21

Die Siedlung ist ein Beispiel für den gemeinnützigen Wohnungsbau nach dem 1. Weltkrieg. Mit einfachen, aber qualitätvollen Mitteln wurde durch das Zusammenwirken des Gemeinnützigen Bauvereins Manfort (ab 1919 Wiesdorf), der Gemeinde Wiesdorf und örtlicher Unternehmen, wie der Firma Wuppermann, dringend benötigter Wohnraum für kinderreiche und einkommensschwache Familien errichtet. Anfangs umfasste der Wohnhof 63 Kleinhäuser und 13 Geschosswohnungsbauten.

Die bauzeitlich in Randlage liegende Siedlung war durch eine Kleinbahn mit den umliegenden Arbeitsstätten und Stadtteilen verbunden. Die niedrigen Baukörper mit Walmdächern sind achsensymmetrisch um einen Innenhof gruppiert und mit Nutzgärten verbunden, die der Selbstversorgung dienen sollten.

2001 wurde die Siedlung im Rahmen der Privatisierung grundlegend saniert. Entworfen wurde die Siedlung vom damaligen Gemeindebaumeister der Stadt Wiesdorf, Wilhelm Fähler.

Bunker Karlstraße - Opladen

Karlstraße 9

Anfang 1940er Jahre

Der Bunker „LB 4“ wurde als Zivilschutzbau für die Bewohner der angrenzenden Eisenbahnersiedlung und der Neustadt errichtet. Sein Architekt war Franz Kock aus Wiesdorf, der auch noch weitere Bunker, häufig als Solitärgebäude, entwarf. Der dreiteilige Bau besteht aus dem dreigeschossigen Flachbunker, dem halbrunden Lüftungsturm als städtebauliche Dominante und dem siebengeschossigen Hochbunker als ältestem Gebäudeteil. Diese Form wählte der Architekt, um bei Luftangriffen eine Kirche vorzutäuschen. Planmäßig sollten die Flachdächer noch geneigte Dachflächen erhalten.

Für die Stadt Leverkusen außergewöhnlich ist seine städtebauliche Einfügung in die umgebende Blockrandbebauung und die Aufnahme der Gestaltungselemente der umgebenden Gründerzeithäuser in Form seiner horizontalen Gesimse. Während des Krieges war auf dem zehngeschossigen Turm eine Flak-Stellung eingerichtet. Die Fenster wurden in der Nachkriegszeit in die 2,50 Meter starken Betonmauern gebrochen, um eine natürliche Belichtung der neuen Nutzung zu ermöglichen.

Kriegerehrenheim - Küppersteg

Windthorststraße 25-28

1931

Anstelle eines traditionellen Ehrenmals für die Opfer des 1. Weltkrieges errichtete die Stadt Leverkusen ein modernes Reihenhaus mit vier separaten Wohneinheiten. Am 01.04.1931 zogen zwei Familien von Schwerkriegsgeschädigten und zwei Familien von Hinterbliebenen ein.

Wilhelm Fähler, der zuvor Wiesdorfer Gemeindebaumeister und Teilhaber der Wiesdorfer Bauwerkstätten war, entwarf das Kriegerehrenheim. Sein Architekturbüro befand sich seit 1926 auf der anderen Seite der Straße „Am Neuenhof“ in unmittelbarer Nähe zum Bauplatz.

Das Gebäude ist durch seine langgestreckte Baukörperform, das steile Satteldach und den baulichen Details des überdachten Eingangsbereichs sehr prägnant für die Siedlung „Am Neuenhof“, die sich in östlicher Richtung anschließt.

Die bauzeitlich erhaltene Fassadeninschrift „Kriegerehrenheim der Stadt Leverkusen“ erinnert daran, dass das Wohngebäude eines der ersten Bauprojekte der im Jahre 1930 entstandenen Stadt Leverkusen war. 2003-2005 wurde das Haus saniert und privatisiert.

Wasserturm - Bergisch Neukirchen

Atzlenbacher Straße

um 1904

Der Wasserturm ist ein bedeutendes technisches Denkmal der mit der Industrialisierungs-phase einhergehenden optimierten Wasserversorgung Bergisch Neukirchens. Er ist der einzige noch erhaltene Wasserturm der Wassergenossenschaft, die von 1896 bis 1966 existierte. Sein Ingenieur war Julius Nacke aus Hamburg. Über einem kreisförmigen Grundriss erhebt sich ein nach oben konisch verjüngender Ziegelsteinschaft. In ca. 4,50 Metern Höhe befindet sich der auskragende Aufbau für den Wasserbehälter. Die äußere, zylinderförmige Betonverkleidung birgt innen den Stahlbehälter zur Wasserbevorratung. Seine Konstruktion nach Bauart Intze wurde mit genieteten Blechen ausgeführt. Ein flachgeneigtes Kegeldach mit aufgesetzter Lüfterlaterne bildet den oberen Turmabschluss. Durch seine topografische Lage war, ähnlich wie bei Wassertürmen an Eisenbahnstrecken, die Gesamthöhe von 12 Metern ausreichend. 1993 war der Abriss aufgrund seiner Baufälligkeit geplant. Als Baudenkmal 1995 unter Schutz gestellt wurde der Turm 2013 umfassend saniert.